Die Bedeutung der Windenergie für Deutschlands Energiewende
Die Windenergie ist ein zentraler Baustein der deutschen Energiewende. Mit über 30.000 installierten Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von mehr als 63 Gigawatt (Stand Ende 2022) ist Deutschland einer der weltweit führenden Märkte für Windenergie. Diese Anlagen produzieren jährlich etwa 132 Terawattstunden Strom und decken damit rund 23% des deutschen Strombedarfs ab.
Die Bedeutung der Windenergie für die Erreichung der klimapolitischen Ziele Deutschlands kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Land hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden und strebt bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 65% gegenüber 1990 an. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, muss der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix weiter deutlich steigen.
Aktueller Stand des Windenergieausbaus
Nach einer Phase der Stagnation in den Jahren 2018 bis 2021 gewinnt der Ausbau der Windenergie in Deutschland wieder an Fahrt. Im Jahr 2022 wurden 551 neue Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2,4 Gigawatt errichtet. Dies entspricht einer Steigerung von 25% gegenüber dem Vorjahr, bleibt aber deutlich hinter den Rekordjahren 2014 bis 2017 zurück, in denen jährlich mehr als 4 Gigawatt zugebaut wurden.
Die regionale Verteilung der Windkraftanlagen ist in Deutschland sehr unterschiedlich. Während Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen Spitzenreiter beim Ausbau sind, gibt es insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg noch erhebliches Ausbaupotenzial. Die ungleiche Verteilung ist teilweise auf unterschiedliche Windverhältnisse zurückzuführen, wird aber auch durch landesspezifische Regelungen wie Abstandsvorschriften beeinflusst.
"Windenergie an Land ist die tragende Säule der Energiewende. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir den Ausbau der Windenergie deutlich beschleunigen."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
Herausforderungen für den weiteren Ausbau
Trotz des positiven Trends gibt es nach wie vor zahlreiche Herausforderungen, die den Ausbau der Windenergie in Deutschland hemmen:
- Flächenverfügbarkeit: Die Verfügbarkeit geeigneter Flächen ist ein zentrales Problem. Die Bundesregierung strebt an, 2% der Landesfläche für Windenergie bereitzustellen, doch aktuell sind nur etwa 0,8% ausgewiesen.
- Genehmigungsverfahren: Die Dauer von Genehmigungsverfahren liegt derzeit bei durchschnittlich 5 Jahren, was Projekte verzögert und verteuert.
- Artenschutz: Der Schutz gefährdeter Vogelarten und Fledermäuse muss mit dem Ausbau der Windenergie in Einklang gebracht werden.
- Akzeptanz: Lokale Widerstände gegen Windkraftprojekte sind keine Seltenheit und verzögern oft den Ausbau.
- Netzausbau: Das Stromnetz muss ausgebaut werden, um den im Norden erzeugten Windstrom in die Verbrauchszentren im Süden zu transportieren.
Politische Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus
Die Bundesregierung hat mit dem "Wind-an-Land-Gesetz" und weiteren Maßnahmen des "Osterpakets" 2022 wichtige Weichen für einen beschleunigten Ausbau der Windenergie gestellt:
- Die Bundesländer sind verpflichtet, schrittweise bis 2032 insgesamt 2% ihrer Landesfläche für Windenergie auszuweisen.
- Genehmigungsverfahren werden vereinfacht und beschleunigt.
- Die Windenergie wird als im "überragenden öffentlichen Interesse" liegend definiert, was ihre Position in Abwägungsentscheidungen stärkt.
- Standardisierte artenschutzrechtliche Prüfverfahren sollen Konflikte zwischen Windenergie und Artenschutz reduzieren.
- Kommunen werden über eine finanzielle Beteiligung an den Erträgen stärker in Windprojekte eingebunden.
Perspektiven und Ausblick
Die Bundesregierung strebt einen jährlichen Zubau von 10 Gigawatt Windleistung an Land ab 2025 an, um bis 2030 eine installierte Gesamtleistung von 115 Gigawatt zu erreichen. Dies würde einer Verdopplung der aktuellen Kapazität entsprechen und erfordert erhebliche Anstrengungen aller Beteiligten.
Die Windenergie wird auch in den kommenden Jahren ein zentraler Pfeiler der deutschen Energieversorgung bleiben und weiter an Bedeutung gewinnen. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn der Ausbau der Windenergie deutlich beschleunigt wird.
Technologische Fortschritte bei Windkraftanlagen, etwa größere Rotordurchmesser und höhere Türme, erhöhen die Effizienz und erschließen auch Standorte mit geringeren Windgeschwindigkeiten. Dies könnte dazu beitragen, die regionale Verteilung von Windkraftanlagen in Deutschland ausgewogener zu gestalten.
Neben der Errichtung neuer Anlagen gewinnt auch das Repowering – der Ersatz älterer Anlagen durch leistungsstärkere Neuanlagen – zunehmend an Bedeutung. Bis 2025 werden viele der in den 2000er Jahren errichteten Anlagen aus der EEG-Förderung fallen, was Chancen für eine Modernisierung des Anlagenbestands bietet.
Fazit
Die Windenergie in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, aber auch vor enormen Chancen. Die politischen Weichenstellungen der letzten Jahre schaffen günstigere Rahmenbedingungen für einen beschleunigten Ausbau. Es liegt nun an allen Beteiligten – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – gemeinsam die Energiewende voranzutreiben und die Windenergie als zentrale Säule einer nachhaltigen Energieversorgung weiterzuentwickeln.
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, ob Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen und gleichzeitig eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleisten kann. Die Windenergie wird dabei eine Schlüsselrolle spielen.